Digitale Transformation

Sieben Thesen nach https://dominikruechardt.de/Strategie-Guide/Sieben-Thesen-zur-Digitalen-Transformation

Rudolf Schraml

Holztechnikum Kuchl

September 6, 2024

Der Begriff

Transformation bedeutet nicht Fortschritt, sondern Umbau

Transformation verwandelt etwas Vorhandenes in etwas Neues.

  • Digitale Transformation ist eine Operation am offenen Herzen der Industrie und daher ein vorsichtiger, langsamer Prozess, denn die Industrie muss weiterlaufen, produzieren, im Wettbewerb bestehen und Menschen ernähren und versorgen.

  • Jetzt geht es nicht mehr um Neuland, sondern um altes Kulturland. Das bedeutet Veränderungsschmerzen und das Absichern vorhandener Positionen, wohlkalkulierte Investitionen und Risikoabwägung.

  • Die Folge ist ein Mikadospiel: wer sich zuerst bewegt hat verloren. Immer wieder gibt es jedoch dabei ein Beben und dann geht es eine Zeitlang ganz schnell.

Das Thema

Es gibt genug Technik, es kommt vielmehr darauf an, sie sinnvoll einzusetzen

  • Künstliche Intelligenz, Blockchain, Edge Computing, Augmented Reality, Internet der Dinge, Cloud, 3D Printing, Sensorik und Aktuatorik, 5G, bald 6G, es ist mehr als Unternehmen verdauen können.
  • Als Innovation sind sie, auch wenn sie viele begeistern, für eine Industrie zunächst eher ein Störfaktor.
  • Ihr Nutzen entsteht erst in der gelebten Praxis und den müssen viele noch beweisen.
  • Technologien sinnvoll zu nutzen, in einer Weise, die in einer funktionierenden Wirtschaft ihren Platz findet, die Menschen nützt und die großen Trends der Zeit bedient, den Klimawandel, die globalen Verwerfungen, die alternde Gesellschaft, das ist die eigentliche Kunst, die sehr viel komplexer ist, als die Erfindung neuer Technologien.

Das Umfeld

Transformation findet immer im Kontext statt

  • Das Ausgangsmodell wie das Ergebnis sind nur in einem geschäftlichen Kontext erfolgreich, an den sie andocken können, mit Lieferbeziehungen und Partnerschaften und einer langfristigen Perspektive.
  • Während neue Technologien sich zunächst nur im Laborbetrieb bewähren müssen, geht es für Unternehmen um das tägliche Geschäft mit ihrem betrieblichen Umfeld. Dessen eigene Transformationsgeschwindigkeit können Unternehmen nur bedingt beeinflussen und die Veränderung setzt die Beziehung jedenfalls unter Spannung, die allerdings nicht überlastet werden darf, denn dann reißt sie. Unternehmen sind dabei entweder selbst Treiber oder sie sind getriebene, oft beides zugleich.
  • Die richtige Geschwindigkeit und die richtigen Schwerpunkte zu finden die richtigen Partner und die richtigen Zielgruppen, ist die Kernaufgabe für Unternehmer.

Die Randbedingungen

Digitale Transformation findet stets in der Vernetzung statt

  • Die Interaktion mit dem betrieblichen Kontext läuft über Vernetzung. Lieferketten, Wertschöpfungsketten, Wissensaustausch, Partnerschaften, Nachvollziehbarkeit, Compliance, sind alles Handlungsfelder verknüpfter Datenflüsse und Prozesse mit jeweils vielen Beteiligten.
  • Das kann kein Unternehmen allein bewerkstelligen, sondern das bedarf einer übergeordneten Organisation, die wiederum eine eigene Ordnung braucht. Diese Ordnung stellt wiederum einen Machtfaktor dar, den viele Unternehmen auch zurecht als Bedrohung sehen.
  • Hier setzen sich entweder Monopolisten durch, oder es bilden sich Konsortien, gesteuert durch Branchenverbände, oder der Staat greift ein und stellt ordnende Strukturen.

Das Ergebnis

Digitale Transformation hat kein Ziel und muss dennoch vom Ende her gedacht werden und in kleinen Schritten vollzogen

  • Agilität bedeutet, in kleinen Schritten von einem stabilen Zustand in einen nächsten zu kommen und von da aus wieder in einen nächsten und so weiter.
  • Agilität bedeutet dabei nicht, sich treiben zu lassen. Es bedeutet vielmehr, diese Stabilität immer wieder zu erreichen und zudem im Gesamtzusammenhang einigermaßen zu wissen, wo hin man eigentlich will.

Digitale Transformation kennt keinen Endzustand und hat kein konkretes Ziel

Die Perspektive

Erfolgreiche Transformation definiert sich aus der Perspektive der Kunden

  • Ebenso wie Technologien kein Selbstzweck sind, ist es auch Transformation nicht. Deren Mehrwert entsteht erst dann, wen für die eigenen Kunden ein Mehrwert entsteht.
  • So verführerisch mancher Veränderungsschritt sein mag, was aus Kundenperspektive nicht attraktiv ist, hat keine Praxisrelevanz, sondern ist Laborbetrieb.
  • Das ist ein heikles Spiel von Führung und Folgen gegenüber den Kunden das in den Unternehmen in der Regel für Spannung sorgt, denn der Vertrieb hat meist andere Vorstellung als die Strategie oder die Technik und Recht haben nur alle gemeinsam, nachdem sie erfolgreich um Kompromisse gerungen haben.

Der Kern

Transformation bedeutet, die eigene Kernkompetenz neu zu interpretieren

Transformation bedeutet in der Praxis in den meisten Fällen erst einmal Träumerei.

  • Unternehmen träumen von fetten neuen grünen Wiesen, die sie erschließen können mit neuen Services und Produkten, investieren in großartige Ideen und stellen nach einige Jahren fest, dass das außer ihnen und einigen sensationshungrigen Journalisten niemanden interessiert.

  • Diese Unternehmen verfallen in Fortschrittsträume mit neuen Technologien und vergessen den Kontext, die Vernetzung, das Denken vom Ende, das Denken vom Kunden.

  • Transformation ist erfolgreich, wenn andere ihr Vertrauen - und andere Vertrauen gerade in Zeiten des Wandels selten in wilde neue Ideen, sondern in Kernkompetenzen von Unternehmen.